Salvia Forum

( Für Mitglieder: Zur Anmeldung | Für Gäste: Zur Registrierung )


 
Reply to this topicStart new topicStart Poll

> Wie Sicher Ist Kalte Pizza Vom Vortag?

Wie Sicher Ist Kalte Pizza Vom Vortag?
 
so sicher, dass ich sie jederzeit wieder essen würde [ 4 ] ** [66.67%]
durchaus ein Risiko, die nächste Zeit auf der Kloschüssel zu verbringen [ 2 ] ** [33.33%]
russisch Roulette mit Todesfolge [ 0 ] ** [0.00%]
Abstimmungen insgesamt: 6
Gäste können nicht abstimmen! 
post Oct 14 2022, 12:41
Beitragslink: #1


Salvianaut
****

Gruppe: V.I.P.
Beiträge: 3,167
Mitglied seit: 19.Oct 2010
Alter: 48
Aus: Elsass (France), next City: Karlsruhe/Straßbourg





Im Hinblick auf denkbare Lebensmittelvergiftungen, ist eine ausgewählte Pizza wohl eines der sichersten Nahrungsmittel. Vom zwielichtigen Imbiss, Italiener oder Lieferservice sicher eine weitaus bessere Wahl, als Sushi, Pasta oder ein Salat. Pizzen werden gewöhnlich zwischen 300 und 500°C gebacken, das killt schon mal ziemlich viel, was krank machen könnte. Von der Pizza Thunfisch oder Frutti de mare sollte man dabei allerdings die Finger lassen, denn schon vorher vorhandene Toxine sind weitgehend hitzestabil und beispielsweise eine Histaminvergiftung des Belags übersteht den Pizzaofen, weil bereits hitzestabile Toxine auf den Pizzabelag kommen.

Doch nun zur eigentlichen Einschätzungsfrage: Sicher hat jeder schon kalte Pizza vom Vortag gegessen, die einfach im Zimmer liegen geblieben ist.
Schreibt auch gerne rein, weshalb ihr so entschieden habt und wie weit ihr normalerweise geht... biggrin.gif



--------------------
angelogen bin ich erst, wenn ich es glaube...
Go to the top of the pageProfile CardPM
+Quote Post
post Oct 14 2022, 21:43
Beitragslink: #2


Salvia Kenner
*

Gruppe: Members
Beiträge: 109
Mitglied seit: 15.Jul 2009
Alter: 36





Da gibts sehr viele Faktoren.
Wie salzig ist der Teig, die Soße ?
War viel oder wenig Soße drauf ?
Welche Pizza ist es eine Margherita ?
War die Pizza im Kühlschrank ?
Bei einer Margherita, mit mäßiger Soßenmenge, mitteldickem Boden und normaldicker Käseschicht und Lagerung im Kühlschrank hätte ich wenig bedenken.
Seit meiner Kindheit praktiziert, nie Probleme gehabt.
Ansonsten könnte man ja auch keine Knusperstange beim Bäcker kaufen


--------------------
QUOTE(BlueSmurf @ Nov 29 2009, 02:08)
Träum weiter.  :angel:
*
Klar mach ich :)
QUOTE(Krealibin @ Nov 30 2011, 11:53)
Atome, die Juden der Neuzeit, keiner kennt die, aber sind böse und für alles verantwortlich.
*

Go to the top of the pageProfile CardPM
+Quote Post
post Oct 22 2022, 21:26
Beitragslink: #3


Salvianaut
****

Gruppe: V.I.P.
Beiträge: 3,167
Mitglied seit: 19.Oct 2010
Alter: 48
Aus: Elsass (France), next City: Karlsruhe/Straßbourg





Ich will das Rätsel jetzt mal auflösen. Wenn die Pizza nicht schnell gekühlt wird, kann man sich durchaus eine Lebensmittelvergiftung einhandeln. Einer der wichtigsten Problemkeime ist Bacillus cereus spp.
Das läuft in der Regel auf Erbrechen und/oder Durchfall hinaus und wird meistens als "Magengrippe" beschrieben. Es ist aber eine handfeste Lebensmittelvergiftung.
Bacilllus cereus spp. sind Sporenbildner, wovon die Sporen den Pizzaofen problemlos überleben. Denn auch bei 400°C Ofentemperatur liegt die Kerntemperatur in der Pizza und dem Belag irgendwo um 96°C herum. Außerdem bilden Bacillus cereus spp. hoch hitzebeständige Toxine. Bereits gebildete Toxine überstehen auch den Autoklaven (2h/121°C) problemlos. Daher ist das Einhalten der Kühlkette so extrem wichtig, daß sich nicht vor dem Erhitzen schon Toxine bilden können.
Die Sporen kommen weltweit vor und können in allem enthalten sein, was nicht autoklaviert wurde. Sie sind im Mehl, im Reis, in (auch getrockneten) Nudeln, Gemüse und fast allen Gewürzen. Also praktisch überall, was nicht aus der autoklavierten Dose kommt.
Die Lösung der sicheren Beherrschbarkeit liegt vor allem in einer geeigneten Lebensmittelkühlung. Unter +4°C kann man davon ausgehen, dass keine Sporen auskeimen. Es gibt mehr und weniger kälteresistente Stämme. +8°C sind jedenfalls nicht mehr sicher. Man hat deshalb auch von vielen Produkten (wie z.B. Butter) die Lagertemperaturen auf unter +6°C herunter genommen. Das ist natürlich ein fauler Kompromiß, der es nur in Verbindung mit der Einhaltung des MHDs unwahrscheinlich macht, daß man eine genügend hohe Dosis für eine Vergiftung einfährt. Die Lebensmittelkühlung und strikte Einhaltung der Kühlketten ist daher auch in der Energiekrise so wichtig wie nie zuvor. Der Spartipp, die Kühlschranktemperatur etwas moderater einzustellen, ist daher die dümmste Hausfrauenidee aller Zeiten. Es verderben dadurch nur viel mehr Lebensmittel und man riskiert zudem, davon krank zu werden.

Typische Haushaltskühlschränke verwenden oft nur primitivste Technik und erreichen häufig viel zu hohe Temperaturen. Neuere Geräte sind meistens besonders schlimm, weil die Hersteller mit allem tricksen, um mit möglichst guter Energieeffizenzklasse da zu stehen. Da werden selbst Abtauzyklen mißbraucht, um die Energieeffizienz zu schönen. Die Mikrobiologie verzeiht das aber nicht. Ich empfehle, die geringst mögliche Temperatur einzustellen, bei der gerade noch nichts einfriert und ggf. mit einem Temperaturlogger über einen langen Zeitraum zu messen. Nur wenn dabei immer alles deutlich unter +4°C bleibt oder möglichst noch tiefer, ist das sicher.

Eine der fiesesten Kühlketten-Fallen sind z.B. Nudeln aus dem Kühlregal. Man braucht sie nur noch erhitzen und kann sie ohne langes Kochen schon essen. Die werden beim Hersteller noch heiß kontaminationssicher abgepackt, sind damit pasteurisiert und werden dann schockgekühlt. So weit alles prima ohne jede Gefahr und sie haben so ein langes MHD auf der Uhr, sofern die Kühlkette permanent eingehalten wird. Die dumme Hausfrau kauft diese und karrt sie einen halben Tag ungekühlt im Auto herum, weil KühlKETTE ja nicht bei RTL als Dauerwerbesendung läuft. Die bereits gekochten Nudeln, Spätzle o.ä bieten ideale Bedingungen für das Auskeimen der Sporen und Bildung der Toxine. Durch die Pasteurisierung sind praktisch keine mikrobiellen Konkurrenten mehr da und man hat auch nach Stunden vernachlässigter Kühllagerung noch ein Produkt, das keinen sensorischen Hinweis auf seine Mißhandlung liefert. Da gärt nichts, da müffelt nichts, da wird nichts schleimig, bitter oder irgendwie auffällig. Scheinbar alles sauber, aber das Vergiftungstoxin ist längst da und das Anbeten der Kloschüssel ist bei ausreichender Dosis schon so sicher wie das Amen in der Kirche. Ich mache daher einfach alles selber, denn nur selber machen macht schlau. Ich empfinde es auch als eine Katastrophe, dass jeder eingereiste Ausländer, der nicht einmal eine Arbeitserlaubnis bekommt, einen eigenen Imbiss eröffnen darf. Ich unterstelle den Leuten keine Böswilligkeit, aber sie haben einfach keine Ahnung von dem was sie tun und sollten keine Lebensmittel außer für Eigenkonsum verarbeiten dürfen. Lebensmittelvergiftungen bei Schludrigkeit mit Hackfleisch können locker tödlich verlaufen oder so schwere Verläufe nehmen, daß man bis zu seinem Lebensende deshalb an der Dialyse hängt.

Wer Fragen oder Ideen dazu hat, gerne her damit. tongue.gif


--------------------
angelogen bin ich erst, wenn ich es glaube...
Go to the top of the pageProfile CardPM
+Quote Post


Reply to this topicTopic OptionsStart new topic

2 Besucher zu diesem Thema (Gäste: 2 | Anonyme Besucher: 0)
Mitglieder: 0 |
 

stats
Aktuelles Datum: 28th March 2024 - 11:07
  
Linux powered Lighttpd Wir respektieren deine Privatsphäre. Keine IP-Speicherung! Stoppt die Vorratsdatenspeicherung!