Nun, ich wollte deine sogenannte Aporie nicht lösen, sondern bloß aufzeigen, dass sie keine ist. Denn du sagst "Selbstheilung" braucht Zeit (als ob Selbstheilung und Zeit für sich existieren), und darum muss Zeit sein:



(Unterstrichen von mir)

Braucht Selbstheilung "Zeit"? Wäre "Zeit" ein Substrat auf dem Selbstheilung genesen könnte, ist es wohl klar, dass Zeit irgendwie existieren muss und nicht nicht-sein kann. Das eine würde dem anderen widersprechen, eine Aporie, ein (scheinbar) unlösbares Problem.

Ich könnte auch sagen: Dieses Diskussionsforum benötigt viel Platz. Der Typ dort drüben sagt aber, virtuellen Raum gibt es nicht, er ist bloß eine Illusion (eig. "informative Simulation".) Er muss mir zustimmen, dass dieses Forum Platz benötigt, "Raum" den es einnimmt (eig. bloß als selektives Modell in den Köpfen aller User (keiner kennt alle threads, und diese existieren für sich bloß in binärer Informationsstruktur, nicht als User, threads, Buchstaben,...)

Dass soll er mir einmal lösen: Das Forum benötig Platz, "Raum" den es einnimmt; er sagt aber, dass virtueller Raum nicht existiert, bloß als Illusion (eig. Simulation.)

Doch hier drehe ich ja dem Typen dort das Wort im Anschlag herum. Denn er hat ja nicht gesagt, dass virtueller Raum gar kein wie auch immer geartetes Sein einnimmt, sondern dass er so nicht existiert, bloß als Illusion. Und dies widerspricht meiner Konklusion, das ein virtuelles Diskussionsforum (irgendwelchen) Platz einnimmt nicht, womit sich meine inszenierte Aporie in einen gut gemeinten Versuch verflüchtigt. Auch Mandrit schrieb ja bloß:


(Fett von mir)

Womit er sehr präzise - wenn auch nicht ausführlich und messerscharf - anzeichnet, wie die Illusion der Zeit (sehr simplifiziert, es lässt sich noch viel genauer darauf eingehen) zu ihrem Schein kommt.

Denn braucht Selbstheilung "Zeit"? Akut (und nur was akut ist, was sich "in" der absoluten Gegenwart befindet, erstarkt zur Existenz empor (selbst wenn ich mich an einen Eindruck meiner letzten Woche erinnere, existiert diese Erinnerung für mich (wen sonst?) nur, wenn ich mich JETZT daran erinnere (ich kann mich nicht morgen an vorgestern erinnern, wenn ich doch nur jetzt bin))) existiert bloß ein Stillstand aller Formen. Also eine Person ist entweder gesund oder krank. Vielleicht auch geheilt, wenn man an ihr jetzt Spuren der Heilung findet (Narben, alte Blutkruste (vielleicht von Hühnermenstruation? .)) Doch sie ist für einen Beobachter, der nur einmal für einen Moment einen Augenblick der stillstehenden Welt erblickt (und nur er könnt uns über das bare Sein an sich aufklären!), nicht in Selbstheilung befindlich. Sie ist akut entweder sehr krank, krank, leicht krank, kränkelnd, schwach, müde, irritiert, gesund, vital, höchst potent, ... und welche Grade es akut noch geben mag, aber immer nur einen bestimmten zugleich.

Was braucht es nun, um Selbstheilung attestieren zu können (wie du es ja durch deine "Aporie" tust)?

Ein Beobachter muss den betreffenden Patienten beobachten und beobachten und beobachten.... und dann die versch. Observation in einem Arrangement jetzt (wann sonst?) zusammen beobachten. Dabei stellt er Differenzen fest, die er in einer Sphäre der Körperkonstitution ansiedelt. Und, dass sie kein Medikament (oder sonstwelche externe Behandlung) erhielt.

Die Konklusio: Interne "Behandlung", Selbstheilung fand statt.

Selbstheilung an sich existiert einfach nicht (außer wir wollen der am Horizont donnernden Multiversen-Theorie (die ich aus präventiven Abschreckungsgründen zuvor aufmarschieren ließ) anheim fallen, um Zeit als real dogmatisieren zu können (nicht, dass du das getan hättest!))

Sie zu erkennen, zu konzedieren, dass da so etwas wie Selbstheilung am Werk war, braucht nicht "Zeit" als nicht-illusorische Ressource (genau das hast du bei Mandrit kritisiert), sondern einen Beobachter, der sich seiner Beobachtungen erinnern kann (u. sich somit auch seiner selbst bewusst sein muss, denn wessen Beobachtungen sollte er sich sonst erinnern?), und die versch. Ausdrucksweisen des Stillstands aller Formen (bes. der, die den Patienten bilden) dadurch in seinem Bewusstsein eine Spur ziehen lässt. Die Spur, die sich bildet, erkennt er dann als den Sebstheilugsprozess.

Da dieser an sich kein Sein hat, sondern bloß für Beobachter, die mit Spur-Abbildungssystemen ausgestattet sind, zu einem Dasein im Sinne eines "vor einem Beobachter (in seinem Bewusstsein) anwesend zu seins" gelangt, braucht er auch keine Zeit als nicht-illusorische Ressource. Dieser "unlösbare Widerspruch" (diese "Aporie") ist eben gar keiner, er war bloß vom Ansatz her falsch gedacht. Die Aufforderung, den Widerspruch zu lösen, ist dagegen eine Aporie, denn welchen Widerspruch soll ich lösen, wenn da keiner ist?

Wenn ich auch mit der kaskadenhaften Hetze Mandrits gegen die Wissenschaft nur in wenigen Punkten (was Anspruchsbehauptungen betrifft) konform gehe (ich sehe mich ja auch als Privatwissenschaftler), in der Skizze der Tempora-Genese hatte er eine halbwegs treffsichere Formulierung konstruiert (was dir als bekennender Konstruktivist eigentlich gelegen kommen müsste..., denke ich, als einfacher Mensch.)

Nun denn, das wollte ich aufzeigen.

Liebe Grüße vom Spielkind