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Geschrieben von: hogie Jul 27 2019, 11:15

Ich habe heute eine Idee für eine doppelt wirksame Fruchtfliegenfalle umgesetzt. Ein Schüler aus den USA hatte vor einigen Jahren zufällig heraus gefunden, dass der Zuckeralkohol Erythrit für Fruchtfliegen giftig ist. Was nicht kleben bleibt, vergiftet sich. Wichtig ist, dass das Zeug nicht verschimmelt und möglichst nicht ausgetauscht werden muss. Denn andere Fruchtfliegen und Pheromone in deren Kot sind der effizienteste Lockstoff.



aktuelle Zutaten für ersten Versuch:
Glucose-Fructose-Sirup:Basis für honigartig-klebrige Konsistenz, konserviert, Fructose liefert Feuchthaltemittel
Erythrit: für Fruchtfliegen giftiger Zuckeralkohol, attraktiver als Zucker
Branntweinessig: Konservierung, ph-Senker, Lockstoff
Ethanol: Konservierung, Lockstoff
Glycerin: Feuchthaltemittel
Kaliumsorbat: Konservierung
ggf. Carbonsäureester, Fruchtaroma:Lockstoff

Geschrieben von: Herr von Böde Jul 27 2019, 11:56

Da bin ich mal gespannt. Fruchtfliegen können echt eine Plage werden.

Geschrieben von: hogie Aug 1 2019, 00:04

Ich will nun mehr über diese Fruchtfliegen wissen, denn inzwischen bin ich sogar eher der Meinung, dass man die Bude weitgehendst fliegenfrei bekommt, in dem man sie genau kennt. Die Fallen sollen nur einzelne Exemplare abfangen, die auch beim kurzen Lüften fast jeden Tag neu herein kommen.

Ich habe Sonntag Abend ein Glas mit überlagertem Pizzateig, alter Hefe, Zucker und Essig, ein paar Haferflocken und Bulgur angesetzt. Alles Zeug, das eh in der Tonne landet. Das Glas kurze Zeit in die Biotonne gestellt. Dabei habe ich 3-4 der Größe nach weiblichen Fruchtfliegen ins Glas bekommen.



Sind das alles schon Eier, was hier im Blitzlicht an der Glaswand reflektiert?
Im Foto ist nur ein Bruchteil der hellen Punkte sichtbar, weil man an der Glaswand nur diese deutlich sieht, die bei dem Winkel das Blitzlicht reflektieren. Farbe und Größe (ca. 0.5mm) würde stimmen.



Die hellen Punkte können eigentlich nur Eier sein. Hoffentlich wirklich nur von Fruchtfliegen.

Geschrieben von: hogie Aug 1 2019, 14:58

Die ersten Larven sind geschlüpft. Sind etwa 3mm lang und bewegen sich recht schnell im Glas. Echt eklig die Vorstellung, dass wir die mit reifem Obst regelmäßig verzehren.
Denn auch wenn die Früchte völlig unverletzt sind und die Eier deshalb nur auf der Oberfläche abgelegt werden, die Larven kriechen ins Fruchtfleisch und kontaminieren natürlich die Frucht vor allem mit Hefen, Bakterien und Schimmel. Dadurch verdirbt gesundes Obst besonderes schnell.

Geschrieben von: hogie Aug 4 2019, 21:13

Es funktioniert definitiv, doch ich muss das Zeug für die Fruchtfliegen noch schmackhafter bekommen. Das Zeug riecht momentan nur penetrant nach Essig. Das reicht nicht. Denn ein daneben stehendes Bierglas bevorzugen sie.

Geschrieben von: Herr von Böde Aug 4 2019, 21:54

Glückwunsch zur erfolgreichen Drosophila Zucht

Um die belüftet zu halten empfielt sich eine Netzstrupfhose.

Über eine absperrbare Schlauchverbindung kannst Du sie zu Deinen Fallen lassen um diese zu testen.
Wahrescheinlich aber besser sie erst in einen Behälter ohne Nahrung zu überführen und von dort aus Verbindungen zu den unterschiedlichen Gemischen zu machen.
Drosphila haben keine Problme mit engen Durchlässen.

Aus Deinem Ansatz kannst Du wahrscheinlich einige 10k Fliegen züchten...

Geschrieben von: Acinonyx Aug 4 2019, 23:10

Ah! Das erklärt, warum aus mittlerweile drei Gläsern mit Resten von Himbeersirup auf unserer Terrasse Insekten-Massengräber geworden sind.
Ich hab mich längst gewundert, warum immer noch mehr und noch mehr Fliegen und Wespen ankommen und über die Leichen ihrer Vorgänger klettern, obwohl von der Flüssigkeit kaum mehr was übrig ist... Wirklich faszinierende Gläser. Fliegen aller Art und Größe und Wespen. Muss mal ein Foto davon machen.

Geschrieben von: hogie Aug 5 2019, 13:26

Da gibt es auch noch eine andere Erklärung: Die Generationsfolge ist bei den Fruchtfliegen so kurz, dass wenn du die Gläser nicht mindestens alle 10 Tage in den Geschirrspüler steckst, die nächste Generation schon in der Falle schlüpft. Dadurch entsteht der völlig falsche Eindruck, dass die Fallen sehr effektiv seien. Die Falle sollte von vorne herein so aufgebaut sein, dass sich Eier in der Falle nicht zu Larven entwickeln können. Denn in der Falle geborene Fruchtfliegen, die dort dann wieder ersaufen, ist ein peinlicher Jagderfolg, den ich vermeiden möchte.

Geschrieben von: hogie Aug 5 2019, 20:37

das wird der erste Prototyp einer echten Falle werden. Da müssen nur noch ein paar Löcher und die klebrige Soße rein. Sind nun keine Petrischalen mehr und fast zero Budget und nachhaltig, weil ich damit zu 100% Müll recycle. Es ist eine abgeschnittene O-Saftflasche von Aldi, wieder mit etwas Pattex neu zusammengesetzt.

Sehr wichtig scheint mir, dass die Falle transparent ist. Denn die Drosophila sieht sehr gut und hat einen Fluchtreflex nach oben und dem Licht entgegen. Da der Eingang unten ist, gibt es aber nach oben zum Licht hin kein Entkommen.

Ich denke, dass ich bei so einer Fallenkonstruktion den Erythrit gar nicht brauche. Das Zeug muss nur lecker riechen und super kleben. Letzteres tut es schon.

Geschrieben von: hogie Aug 7 2019, 20:10

Ist wohl gescheitert. Die Biester haben mich verarscht.
Ich sehe keine Larven und keine Fliegen mehr, außer eine, die ist tot. Die blieb mit den Flügeln an der Glaswand in einem Kondenswassertropfen hängen.
Die sind ausgebüchst!
Natürlich hatte ich keine Netzstrumpfhose und mit dem Stoff einer abgewaschenen Baumwollsocke hatte ich die Biester gewaltig unterschätzt.

Geschrieben von: hogie Aug 9 2019, 23:19

Das ist nun die gefüllte Variante der Fliegenfalle. Die Konstruktion ist so, dass auch Fliegen, die nicht kleben bleiben, kaum selbst mehr heraus finden. Die krabbeln stundenlang im Gefäß herum, blicken aber nicht, dass sie ganz einfach nach unten heraus fliegen könnten. Die ganz vorsichtigen schaffen es sogar, genüsslich den Honig mit Erythrit zu fressen. Doch der ist für Fruchtfliegen äußerst ungesund.

Geschrieben von: hogie Aug 13 2019, 20:38

@Boede, das mit den 10K Fliegen könnte bald hin kommen. Es wuselt ganz ordentlich darin und ich sehe nur Fruchtfliegen. Nichts anderes und auch kein Schimmel. 2 Wochen pro Generation...
Kein Wunder, dass wir den Viechern fast alles Wissen der Vererbung und Genetik verdanken.

Geschrieben von: hogie Apr 16 2022, 22:21

Inzwischen sind fast 3 Jahre vergangen, doch haben wir erst April. Diese harmlosen kleinen aber lästigen Biester sind dieses Jahr schon seit Wochen aktiv, was wohl am sehr milden, nahezu frostfreien Winter bei uns lag. Denn mit Kälte kommen die überhaupt nicht klar und schaffen es bei uns auch kaum, in größeren Populationen durch den Winter zu kommen. Da aber vor allem Eier und Larven ständig mit Obst neu importiert werden, sind die bei uns trotzdem Dauergäste.



Um eine Bude problemlos frei von den Biestern zu bekommen, muß man sie eigentlich nur verstehen. Meine kommen beim Lüften von draußen. Sie mit Obst einzuschleppen auf dem Eier und Larven sind, kommt bei mir nicht vor. Einzige Schwachstelle ist das Lüften.

Übliche Fliegengitter helfen nicht, denn die kommen problemlos durch. Viel dichtere (z.B. Pollenschutzvlies) haben sich auch nicht bewährt, denn die verschlucken zu viel Luft und Licht.

Als mit Abstand effektivstes Lockmittel habe ich bislang alten Sauerteig gefunden. Der zieht sie an wie ein Magnet, dass sie auch eine daneben liegende Zitrone nicht mehr interessiert. Man kann ganz leicht sehr effektive Fallen bauen. Diese täuschen oft höchste Effektivität vor. Denn nach einigen Wochen finden sich Hunderte tote Fliegen darin. Tatsächlich sind aber nur wenige davon hinein geflogen, sondern sondern sind darin geschlüpft.

Solche "Nahrungsfallen" oft auch mit Wein oder Fruchtsäften sind eigentlich gar kein Fallen. Oft sind sie so aufgebaut, dass ein Großteil der Fliegen sich darin freiwillig aufhält und auch immer wieder welche zufällig wieder heraus finden. So kann die Nahrungsfalle, sogar zum Bumerang werden, weil sich die Fliegen in der "Falle" massiv vermehren und ein Teil wieder lebend heraus kommt. So kann man mit den typischen "Hausfrauenfallen" ohne das notwendige Hintergrundwissen sogar das Gegenteil bewirken und außerdem ist es sinnfrei, sie erst zu züchten, um sie dann zu töten.

Auf jeden Fall muss man immer den Generationszyklus im Hinterkopf haben. Bei normalen Raumtemperaturen würde es reichen, wöchentlich die Nahrungsfalle zu erneuern, damit keine neu geschlüpften Fliegen in der Bude entkommen können. Am besten einen Wochentag fest legen, bei dem Tabula rasa gemacht wird, auch Dinge wie Altglas o.ä.

Bin gerade am Überlegen, wie ich das einfacher, effektiver und nachhaltiger um setze. Eine Option wäre es, den Nahrungsbrei so zu vergiften, dass sich zumindest keine Larven darin entwickeln können. Das könnte z.B. ein nikotinhaltiges Tabakextrakt sein. Auch Kühlen der Fallen für einige Zeit könnte ein Ansatz sein. Erhitzen möchte ich nicht, denn die Kultur an erwünschten Bakterien und Hefen soll ja möglichst erhalten bleiben.

Falls jemand Ideen hat, her damit!